Vortrag HeikoAm Samstag, den 15. März 2014 lud die Kampfkunstabteilung des ETSV 09 – Budokan Landshut – zum ersten Mal zu einem Selbstbehauptungsworkshop ein.

Vortrag WalterAls Referenten begrüßten Abteilungsleiter Walter Stierstorfer (4. Dan Karate, 2. Dan Iaido, Kampfsport und Kampfkunst seit über 40 Jahren) und Polizeihauptkommissar Heiko Amling die knapp 40 Teilnehmer in den Räumen des Sportvereins.

Zur Einführung stellte PHK Amling den Anwesenden einige interessante Zahlen zur Entwicklung der Gewaltkriminalität der letzten zehn Jahre vor. Anschließend berichtete er über aktuelle Untersuchungsergebnisse aus Kriminalistik und Kriminologie. Mit Blick auf den praktischen Übungsteil stellte er dar, dass Tritte gegen den Kopf eines am Boden liegenden Opfers immer potentiell lebensbedrohlich sind und zwar völlig unabhängig von Alter, Geschlecht und sogar Schuhwerk des Angreifers.
Abschließend wurde auch die rechtliche Seite eingehend betrachtet. Notwehr, Nothilfe aber auch Unterlassene Hilfeleistung waren hier die Themen.

BodenAnschließend führte Karatelehrer Walter Stierstorfer weiter in die Psychologie der Gewalt und die Reaktionen darauf ein. Dies sind in der Regel archaische, evolutionsbedingte Reflexe, die tief in uns allen sitzen und in gewaltgeneigten Situationen Teil hochgefährlich werden können. Vor allem die bekannte Schockstarre kann in einer akuten Angriffssituation fatale Folgen haben. Diese Mechanismen zu überwinden ist möglich, erfordert aber Training, insbesondere auf mentaler Ebene. Walter machte äußerst deutlich, dass die Vermeidung einer körperlichen Auseinandersetzung – und sei es durch Flucht – unbedingt der Konfrontation vorzuziehen ist. Der möglicherweise empfundene Gesichtsverlust steht hier schließlich schweren Verletzungen oder gar dem Tod gegenüber. Außerdem solle man versuchen, durch aufmerksames Wahrnehmen seiner Umwelt (Stichwort „Gefahrenradar“) schon im Vorfeld möglicherweise bedrohliche Situationen wahrzunehmen und ihnen ganz einfach aus dem Weg gehen.

DojoZum Abschluss der vierstündigen Veranstaltung wurde es im Dojo des Budokan Landshut noch etwas "handfester". Praktische Übungen an Schlagpolstern, Sandsäcken und Handpratzen standen auf dem Programm. Walter Stierstorfer demonstrierte eindrücklich, dass es sehr schwer ist, in Stresssituationen komplizierte Bewegungsabfolgen abzurufen und wirkungsvoll zum Einsatz zu bringen. Vielmehr solle man sich auf wenige, einfache, aber hocheffektive Techniken beschränken und diese mit aller Härte und Entschlossenheit ausführen. Abgesehen davon sollten man nicht versuchen den Gegner festzuhalten oder ähnliches, sondern die erste sich ergebende Gelegenheit nutzen um sich aus der Situation zu entfernen, also zu fliehen.

Abschließen wies Dojoleiter Stierstorfer darauf hin, dass diese erste Veranstaltung nur ein grober Überblick über die sehr komplexen Themenbereiche „Gewaltprävention“, „Selbstverteidigung“ und „Selbstbehauptung“ gewesen sei und dass in Zukunft weitere Veranstaltungen mit Schwerpunktfortbildungen folgen werden.